fotonal.de versteht sich als Bildband und inszeniert die fotografischen Arbeiten von Gerald Fischer als optisches Tagebuch in Einzelbildern oder Serien.
Der 1957 geborene Autodidakt, Gitarrist, Tontechniker und Programmierer lebt in Würzburg, Deutschland und fotografiert intensiv seit 2009. Die Fotos zeigen interessante Ausschnitte und Details.

 

Werkstatt Objektive

 

Ein paar Fragen an Gerald:

Wie bist Du zur Fotografie gekommen?

Schon in den 1980er Jahren habe ich mit einer analogen Spiegelreflexkamera fotografiert, die mir mein Vater geschenkt hat. Sehr genial - über einen Spiegel direkt durch das Objektiv sehen! Da habe ich schnell gemerkt, dass ich mich intensiver damit beschäftigen werde.

Was fasziniert Dich daran am meisten?

Die Umsetzung akustischer und visueller Ideen - Gehörtes neu erzählen und Gesehenes neu sehen - wie auch beim Gitarre spielen.

Welche Motive sind am spannendsten?

Kleine Dinge ganz groß - geheimnisvolle fremde Orte und unerwartete Überraschungen.

Unter welchen Bedingungen entsteht das „perfekte“ Foto?

Absichtlich und zufällig. Es gibt einen genialen Zustand, in dem Kunst entsteht. Das kenne ich auch vom Musik machen. Das ist nicht rational sondern ein bestimmtes Gefühl. Perfektion ist gar nicht so wichtig.

Wie gehst Du mit Zufällen um?

Bewusst ausnutzen und sich selbst überraschen. „Bildende“ Kunst kann man finden und erfinden.

Wann und wie überrascht Dich Deine Arbeit?

Neulich habe ich von einem vergessenen Foto geträumt und es wieder entdeckt.

Was ist der Unterschied zwischen einem Gemälde und einem Foto?

Es sind unterschiedliche Techniken - verschiedene Stile, interpretiert und inszeniert, realistisch oder surreal, sind mit beiden Techniken möglich. Entscheidend ist der künstlerische Ausdruck und die Wirkung auf den Zuschauer.

Welche Vorteile siehst Du in der digitalen Fotografie?

Schnelle Kontrolle, Speicherung der Einstellungen und umfangreiche Möglichkeiten bei der Nachbearbeitung - möglichst sparsam eingesetzt - „out of cam“ und fast fertig.
Jede Zeit hat ihre eigenen technischen Möglichkeiten. Dadurch entstand zum Beispiel die künstlerische Schwarzweißfotografie. Ohne Digitaltechnik würde ich mit Mittel- oder Großformatkamera schwarzweiß fotografieren und selbst entwickeln.

Den Himmel hast Du aber nachträglich bearbeitet!

Nein! Davon halte ich gar nichts. Mit meinen Kameras speichere ich nur Rohdaten. Diese werden dann von mir entwickelt. Dabei beschränke ich mich auf das wesentliche.
Der Himmel ist so wie er bei der Aufnahme war. Und auch die Glanzlichter sind echt. Da stelle ich mich eben so hin, dass die Sonne genau da ist, wo ich sie haben will.

Erzählst Du uns etwas über Deine Ausrüstung?

Okay, Equipment. Wichtig ist, die speziellen Eigenschaften der Geräte zu kennen. Ich habe zwei digitale Spiegelreflexkameras und verschiedene Objektive. Am liebsten sind mir Objektive mit fester Brennweite. Die sind lichtstark und haben eine tolle Abbildungsleistung. Ich habe immer ein Stativ dabei, meistens ein großes Einbeinstativ.

Denke Dir den ultimativen Fotoapparat aus. Wie könnte dieser aussehen und welche speziellen Eigenschaften hätte dieser?

Wie wäre es mit einem neuralen Interface? Also eine Hirn-Maschine-Schnittstelle. Dann könnte ich Dir die Bilder zeigen, die ich im Traum gemalt habe.
Und so was wie ein dynamischer Filter vor meinem geistigen Auge, der den Sichtkreis begrenzt, die Schärfentiefe regelt und viel oder nur wenig Licht durchlässt - alles dreidimensional.

Was bedeutet das Kunstwort fotonal ?

fotografieren ist spannend, vermittelt neue Gefühle und andere Blickwinkel.
tonal erinnert mich an meine Zeit als Gitarrist in der Underground Avantgarde Band „The Sticken In“. Knallharter Materialmix aus Funk, Stimmartistik und ungehemmter Wildheit. Diese Musik ist nicht anstrengend, sie ist notwendiges Hirnfutter zum durchspülen verklebter Ohren.
fotonal verbindet mein Interesse für Optik und Akustik.

 

Werkstatt Werkstatt

 

15. August 2014